Bei einer meiner schamanischen Reisen in die Mittlere Welt wurde ich von einem Druiden in eine Höhle geführt, in der kleine zwergenartige Wesen wie in einem Bergbau arbeiteten und über die dort wachsenden Kristalle wachen. Sofort dachte ich an Schneewittchen und die sieben Zwerge. Denn dieses Märchen beschreibt eine klassische schamanische Reise in die Mittlere Welt – jene spirituelle Ebene, wo die verborgenen Aspekte unserer alltäglichen Realität leben.
Die Geschichte beginnt mit dem berühmten Spiegel der Stiefmutter. Aus schamanischer Sicht ist dies kein gewöhnlicher Spiegel, sondern ein Portal zur Mittleren Welt – jener spirituellen Dimension, die parallel zu unserer alltäglichen Realität existiert.
Spiegel sind seit jeher Werkzeuge der Wahrsagung und des Sehens zwischen den Welten. Keltische Druiden nutzten schwarze Spiegel aus Obsidian für ihre Visionen, während nordische Völker in spiegelnden Wasserflächen die Geister der Natur erblickten. Schamanen Sibiriens verwendeten polierte Metalle, um mit den Naturgeistern der Mittleren Welt zu kommunizieren.
Der magische Spiegel der bösen Königin zeigt nicht nur das äußere Erscheinungsbild, sondern die energetische Wahrheit. Er offenbart, wer wirklich die strahlendste Lebenskraft besitzt – und das ist Schneewittchen mit ihrer naturverbundenen, unschuldigen Ausstrahlung.
Der Jäger, der Schneewittchen töten soll, aber stattdessen Mitleid zeigt und sie stattdessen im tiefen Wald aussetzt, verkörpert eine schamanische Schutzfigur. In schamanischen Traditionen sind es oft unerwartete Helfer, die uns den Weg in die spirituellen Welten ebnen.
Seine Weigerung zu töten und sein mitfühlender Impuls, Schneewittchen freizulassen, zeigen den schamanischen Grundsatz: Die Natur beschützt die Unschuldigen. So gelangt Schneewittchen durch göttliche Fügung in den Wald – jenen heiligen Ort der schamanischen Mittleren Welt, wo die Grenzen zwischen Mensch und Natur verschwimmen.
Die sieben Zwerge sind mehr als nur märchenhafte Gestalten. Sie sind schamanische Naturgeister, jene Wesen, die Schamanen in der Mittleren Welt regelmäßig begegnen. Neben Zwergen, Kobolden, Elfen und Feen gibt es unsagbar viele verschiedene Naturgeister oder auch kleines Volk genannt.
Diese Elementarwesen sind die wahren Hüter der Schätze der Erde. Daher arbeiten sie in den Minen und kennen jeden Kristall, jedes Erz, jeden verborgenen Schatz der Mutter Erde. Sie verkörpern die ursprüngliche Weisheit der Naturkräfte, die der moderne Mensch oft vergessen hat.
Die Zahl Sieben ist eine der heiligsten Zahlen in schamanischen und spirituellen Traditionen weltweit. Sie repräsentiert die kosmische Ordnung und spirituelle Vollständigkeit der schamanischen Weltsicht. Erinnern wir uns an die sieben Energiezentren des menschlichen Körpers oder die sieben klassischen Planeten der antiken Astronomie.
In der nordischen Mythologie hatte Yggdrasil, der Weltenbaum, sieben Äste, während die Kelten sieben heilige Bäume verehrten. Sibirische Schamanen sprechen von sieben Ebenen der Mittleren Welt. Die sieben Zwerge verkörpern somit die vollständige Harmonie mit den Naturkräften und bilden gemeinsam ein perfektes Naturmandala – einen heiligen Kreis der Elementarkräfte.
Das winzig kleine Haus der Zwerge ist ein schamanischer Kraftort der Mittleren Welt. Er bietet den Zwergen und nun auch Schneewittchen einen sicheren Ort, in der modernen Psychologie auch oft als „Save Place“ verwendet. Die Reinheit und Klarheit dieses Ortes spiegelt die Harmonie eines Kraftplatzes wider.
Die Angriffe der bösen Königin sind schamanische Initiationsprüfungen der Mittleren Welt, die Schneewittchens Verbindung zu ihrer natürlichen Intuition testen.
Der vergiftete Kamm symbolisiert den Versuch, die natürliche Ordnung zu stören. Haare stehen in vielen schamanischen Kulturen für Lebenskraft und fungieren als spirituelle Antenne zur Naturwelt. Der vergiftete Kamm soll Schneewittchens natürliche Sensibilität für die Mittlere Welt zerstören.
Das schnürende Mieder repräsentiert den Versuch, die freie Atmung zu unterbinden und damit die Verbindung zum Lebensatem der Natur zu kappen. In schamanischen Traditionen ist der Atem die wichtigste Brücke zwischen Körper und Geist, zwischen Mensch und den Naturwesen der Mittleren Welt.
Beide Male retten die Zwerge Schneewittchen, denn die schamanischen Naturgeister stehen jenen bei, die reinen Herzens sind und im Einklang mit der natürlichen Ordnung leben.
Der Apfel ist das mächtigste Symbol der schamanischen Mittleren Welt. Er verkörpert gleichzeitig Erkenntnis wie der Baum der Erkenntnis, Versuchung als Prüfung der Seele, Transformation durch Tod und Wiedergeburt sowie die weibliche Weisheit der Göttin als Gebende und Nehmende.
Die Vergiftung durch den Apfel ist eine schamanische Todesinitiation. Schneewittchen muss scheinbar sterben, um vollständig transformiert zu werden. Der gläserne Sarg ist kein Grab, sondern eine Transformationskammer – wie die Puppe des Schmetterlings, die sich in der Mittleren Welt verwandelt.
Der Prinz, der Schneewittchen erweckt, symbolisiert weit mehr als ein romantisches Ende. Er repräsentiert das erwachte schamanische Bewusstsein, das die weibliche Naturweisheit der Mittleren Welt mit der männlichen Energie des klaren Verstandes verbindet.
In schamanischen Traditionen steht der Prinz für das Königsbewusstsein – die Fähigkeit, zwischen den Welten zu wandeln und die gewonnene Weisheit in das alltägliche Leben zu integrieren. Der Kuss des Erwachens ist eine schamanische Aktivierung – der Moment, wo die in der Mittleren Welt gewonnene Weisheit vollständig ins Bewusstsein integriert wird.
Das Märchen von Schneewittchen zeigt uns den schamanischen Weg zurück zur ursprünglichen Naturverbindung. In unserer modernen, technologisierten Welt haben viele Menschen den Kontakt zur natürlichen Ordnung der Mittleren Welt verloren.
Die böse Königin repräsentiert unser ego-gesteuertes Selbst, das sich von der Natur entfremdet hat und nur noch oberflächliche Schönheit und Macht sucht. Schneewittchen hingegen verkörpert unser natürliches Selbst – unschuldig, rein und im Einklang mit den schamanischen Rhythmen der Erde. Die sieben Zwerge sind die Naturkräfte, die uns heilen und stärken können, wenn wir bereit sind, demütig zu dienen statt zu herrschen.
Die schamanische Mittlere Welt ist der Ort, wo wir unsere Beziehung zur Natur heilen müssen. Hier begegnen wir unserer Entfremdung und unserem Kontrollwahn über die Natur, unserer Angst vor der wilden, ungezähmten Kraft und unserer tiefen Sehnsucht nach authentischer Verbindung zu den Naturgeistern.
Eine schamanische Reise in die Mittlere Welt könnte hilfreich sein, wenn Sie sich von der Natur entfremdet fühlen, unter chronischem Stress und Erschöpfung leiden oder den Kontakt zu Ihrer natürlichen Intuition verloren haben. Auch wenn Sie sich nach echter Gemeinschaft sehnen oder Heilung von Umwelttraumata brauchen, kann die schamanische Arbeit transformierend wirken.
Die sieben Zwerge lehren uns alltagstaugliche schamanische Naturweisheit. Doc, der Weise, ermutigt uns, die Geheimnisse der Natur zu studieren – von Heilkräutern bis zu Mondzyklen. Happy, der Fröhliche, zeigt uns, wie wir Freude in einfachen Naturerlebnissen finden, sei es ein Sonnenstrahl oder Vogelgesang.
Grumpy, der Mürrische, lehrt uns, auch die wilden, ungezähmten Aspekte der Mittleren Welt zu respektieren. Sleepy erinnert uns daran, die natürlichen Ruhezeiten und Regenerationsphasen zu ehren. Sneezy mahnt uns, auf die Signale unseres Körpers und seine Reaktionen auf die Umwelt zu achten, während Bashful uns zeigt, wie wir uns der Natur mit Demut und Respekt nähern. Dopey schließlich bewahrt uns eine kindliche Unschuld im Umgang mit den Naturwesen.
Was ist die schamanische Mittlere Welt? Die schamanische Mittlere Welt ist die spirituelle Dimension unserer alltäglichen Realität, wo Naturgeister, Elementarwesen und die Seelen von Pflanzen und Tieren leben. Hier arbeiten Schamanen mit den lebendigen Kräften der Natur.
Warum sind die sieben Zwerge Naturgeister? Die Zwerge verkörpern klassische Eigenschaften von schamanischen Elementarwesen: sie leben im Einklang mit der Erde, hüten ihre Schätze, sind erdverbunden und helfen reinen Herzens jenen, die die Natur respektieren.
Wie kann ich meine eigene Mittlere Welt Reise machen? Durch bewusste schamanische Naturverbindung, Meditation in der Natur, Arbeit mit Pflanzenhelfern und die Entwicklung einer respektvollen Beziehung zu den Elementarkräften können Sie Ihre eigene Mittlere Welt-Erfahrung machen. Außerdem bereisen wir im ersten Modul meiner schamanischen Ausbildung alle 3 schamanischen Welten.
Schneewittchen ist ein schamanisches Heilmärchen für unsere Zeit. Es erinnert uns daran, dass wahre Schönheit und Kraft aus der Verbindung mit der natürlichen Ordnung der Mittleren Welt entstehen. In einer Welt, die zunehmend von der Natur entfremdet ist, zeigt uns das Märchen den schamanischen Weg zurück zur ursprünglichen Harmonie mit den Naturgeistern.
Die schamanische Botschaft: Wer bereit ist, die Ego-Masken abzulegen und demütig zu den Naturkräften der Mittleren Welt zurückzukehren, wird mit einer Weisheit belohnt, die tiefer ist als alle oberflächliche Schönheit.
Haben Sie schon einmal eine „Begegnung“ mit Naturwesen gemacht? Welche schamanischen Elementarwesen sind Ihnen schon begegnet?
Möchtest du deine eigene schamanische Reise beginnen? In dem Modul „Mother Nature Talk“meiner schamanischen Ausbildung führe ich dich sicher in die Welt der Naturgeister und Elementarwesen.